Montag, 21. Februar 2011

Am Anfang war die Asana

Yoga: Die alte indische Heilslehre verbindet Körper, Geist und Seele.


Es gibt viele Arten, das Herz einer Frau zu gewinnen. So soll der britische Schauspieler Ralph Fiennes eine seiner Freundinnen mit einer akrobatischen Verführung von Nackt-Yoga überzeugt haben. Die Liebesbeziehung hielt nicht, wohl aber das Faible des Filmstars für die körperlichen Ertüchtigungen der traditionellen indischen Heilslehre.

Seit mehr als 2000 Jahren wird Yoga schon praktiziert. Zum regelrechten Boom kam es hierzulande aber erst in den vergangenen zehn Jahren. Mindestens drei Millionen Deutsche machen Yoga. Nach einer aktuellen Umfrage des Marktforschungsinstituts TNS Infratest praktiziert sogar mittlerweile jeder fünfte Deutsche Techniken wie Yoga oder Meditation - dies entspricht schon dreizehn Millionen Bundesbürgern. Ein Bestandteil des Yoga sind bestimmte Körperübungen - so genannte Asanas. Hinzu kommen Atem-, Meditations- und Entspannungsmethoden. Durch die Verbindung dieser Komponenten wirkt die traditionelle Heilslehre auf verschiedenen Ebenen: Yoga verbindet Körper, Geist und Seele. Die Motive der meisten Yoga-Anfänger sind freilich unterschiedlicher Natur. 

„Etwa 50 Prozent meiner Schüler kommen zu mir wegen körperlicher Leiden“, sagt die Yoga-Lehrerin Alenka Pasche vom Verein Turngemeinde in Berlin (TiB). „Die andere Hälfte praktiziert Yoga, um Stress abzubauen.“ Studien zeigen, dass Yoga tatsächlich einen positiven Einfluss auf das vegetative Nervensystem hat und damit beim Abbau von Stress hilft. „Auch das Immunsystem wird verbessert“, sagt der Arzt und Leiter des Berliner Yoga Zentrums Martin Soder. Zudem lindert Yoga psychosomatische Beschwerden wie das Reizdarm-Syndrom oder Beschwerden der Wechseljahre. „Aber auch bei Kopf-, Rücken- und Gelenkbeschwerden helfen die Übungen, wenn sie angepasst gemacht werden“ , so der Experte Martin Soder.

Denn entgegen landläufiger Meinung kann man auch einiges falsch machen mit den Trendübungen aus dem fernen Indien. „Intensive Vorbeugen sind bei Rückenschmerzen kontraindiziert“, warnt der Mediziner Martin Soder. Und wer Bluthochdruck oder Migräne habe, solle keine Umkehrhaltungen wie die Kerze oder den Kopfstand praktizieren. Generell gibt der Mediziner den Tipp, dass man beim Yoga gut in sich hineinhören solle. Übungen, die schmerzhaft seien oder bei denen man sich nicht wohl fühle, solle man meiden. „Natürlich darf es auch einmal anstrengend oder unbequem sein, Schmerzen aber sollte man keine haben.“ 

Yogalehrerin Alenka Pasche rät allen Anfängern, die über 30 Jahre alt sind und länger als zwei Jahre keinen Sport gemacht haben, zuvor zu einem Gesundheitscheck beim Arzt. Auch solle man nicht gleich nach der ersten misslungenen Yogastunde aufgeben, sondern lieber verschiedene Richtungen und Lehrer ausprobieren, um den Yogastil zu finden, der zu einem passt. „Außerdem ist es wichtig, seinen Gegenpart zu finden: Couch-Potatoes sollten eher Power- statt Entspannungsyoga praktizieren“, so die Berlinerin. „Diejenigen aber, die immer mit den Fingern in der Steckdose stecken, sollten ihren Schwerpunkt beim Yoga mehr auf Entspannung legen.“ Eine Altersbegrenzung sieht die Yogalehrerin nicht. Ihr ältester Schüler ist 85 Jahre alt, mit ihm macht sie Übungen auf einem Stuhl.

Foto: Judith

Samstag, 29. Januar 2011

"Männer leiden oft mehr"


Liebeskummer lohnt sich nicht, my Darling. So heißt es in einem alten Schlager. Doch diese Erkenntnis hilft den Betroffen meist nicht weiter. Sie leiden wie ein Tier. 

Warum ist Liebeskummer oft so schmerzhaft? Nach einer Studie einer Forschergruppe um Naomi Eisenberger ähneln die neuronalen Muster im Gehirn bei sozialer Zurückweisung der von körperlichen Schmerzen, wie sie etwa bei Verletzungen auftreten. 

Das bestätigt auch der Berliner Psychotherapeut Werner Puschmann. Die Region, die bei Liebeskummer im Gehirn aktiviert werde, liege in der Nähe des Schmerzzentrums. Deshalb wird Liebeskummer ähnlich wie Schmerz wahrgenommen.

Was aber tun bei akutem Liebeskummer? Ich sprach mit Silvia Fauck über das Thema. Die Therapeutin arbeitet seit 2003 als Liebeskummer-Coach und führt eine Liebeskummer-Praxis in Berlin. Ich sprach mit ihr über die körperlichen Folgen von Liebeskummer und warum Männer anders leiden als Frauen, wenn ihnen das Herz gebrochen wird.



Wird der Liebeskummer mit jeden Mal, den ich ihn erlebe, leichter erträglich?

Das glaube ich nicht. Es trifft einen jedes Mal anders. Wenn man keinen Liebeskummer in seinem Leben mehr haben will, darf man sich nicht mehr verlieben.


Kommt man schneller über Liebeskummer hinweg, wenn man schnell eine neue Bindung eingeht?

Nein, dass ist nur kurzfristig. Die Trauer holt einen wieder ein, wenn man noch mittendrin ist. Es wäre es Betrug am neuen Partner, denn man ist gar nicht wirklich offen für den Anderen. Es wird einem lediglich die Seele und das Selbstwertgefühl gestreichelt. Besser ist es, Zeit mit sich selbst zu verbringen und dann durchzustarten.


Hilft denn Sex?

Männer können sich mit Sex eher trösten. Die ersten Male nach einer Trennung wirken bei Männern wie pure Medizin, der Sex baut das Selbstwertgefühl auf. Bei Frauen weniger. Entweder wollen sie keinen reinen Sex oder sie bereuen ihn hinterher..


Die meisten Ihrer Klienten sind Männer, etwa 70 Prozent. Warum?

Männer haben keinen zum Quatschen, bei Liebeskummer reden die Jungs nicht einmal mit dem besten Freund darüber. Sie gehen mit ihren Freunden zum Sport und unterhalten sich über alles Mögliche, aber nicht darüber, dass ihre Freundin sie gerade verlassen hat. Das sehen sie als Schwäche an.


Leiden Männer anders?

Männer leiden oftmals mehr, sie wollen von dem Gefühl der Sehnsucht schnell befreit sein. Ich bekomme von männlichen Patienten oft zu hören: „Machen Sie, dass es ganz schnell weggeht.“


Liebeskummer führt auch zu körperlichen Leiden. Welche äußern sie sich bei Männern?

Männer haben oft Rückenschmerzen, Magenprobleme, werden depressiv oder erleiden im schlimmsten Fall einen Hinterwandinfarkt.


Und bei Frauen?

Frauen leiden oft unter Migräne. Möglich sind auch Essstörungen, Blasenreizungen, Magen-Darm-Störungen oder Reaktionen über die Haut. Es gibt keine Krankheit, die nicht durch Liebeskummer ausgelöst werden kann.


Wann weiß ich, dass ich meinen Liebeskummer so gut wie überstanden habe?

Wenn Sie wieder frei lachen können. Wichtig ist auch, sich klar zu machen, dass man nicht gestört oder verrückt ist, wenn man Liebeskummer hat und so fest in der Trauer steckt. Eine Beratung kann da Wunder bewirken und einiges auflösen. Es kann jeden Menschen jedes Alters treffen. Mein ältester Klient war 74 Jahre alt. 
  

Vorspann und Interview:© Julia Christ

Dienstag, 25. Januar 2011

Glück kann man lernen


 Bin ich wirklich glücklich? Was macht das Leben lebenswert? Das ist die Fragen, die sich viele Menschen stellen. Psychologen wie Neurowissenschaftler und Soziologen gehen diesem Phänomen nach – spätestens seit der US-amerikanische Psychologe Martin Seligmann Mitte der 90er Jahre die Positive Psychologie begründet hat.

Wachstum, Glück und  Kreativität gehören zum Leben dazu

Die Psychologie hat sich seit dem Zweiten Weltkrieg hauptsächlich mit den negativen Aspekten des menschlichen Daseins beschäftigt – wie etwa Depressionen, Ängsten oder dem Burn-out-Syndrom. „Vernachlässigt wurde, dass auch positive Aspekte wie Wachstum, Glück oder Kreativität zum Leben des Menschen gehören und damit wissenschaftlich berücksichtigt werden müssen“, sagt der Schweizer Psychologe Willibald Ruch von der Universität Zürich. So sind Vertreter der Positiven Psychologie davon überzeugt, dass die Förderung von menschlichen Stärken wichtige Puffer gegen psychische Krankheiten sein können. 
 
Die Lebenszufriedenheit verbessern sie allemal. „Studien haben gezeigt, dass je mehr ein Menschen Charakterstärken wie etwa Bindungsfähigkeit, Dankbarkeit, Neugier, Freundlichkeit oder Enthusiasmus ausbildet, desto größer wird seine Lebenszufriedenheit“, sagt Experte Ruch. 
 
Eine weitere Glücksressource ist der Humor. Auch diese ist trainierbar wie ein Muskel. „Es hat sich gezeigt, dass diejenigen, die sowohl die Theorie als auch die Praxis unseres Humortrainings mitgemacht haben, noch drei Monate danach über mehr Humor und Lebensfreude verfügten als vor dem Programm“, sagt der Forscher. Für Ruch gibt es drei Hauptfaktoren, die einen Menschen zu mehr Lebenszufriedenheit verhelfen. Da sind zum einen Genuss und Lebensfreude, zum anderen die Umsetzung des eigenen Potenzials und an dritter Stelle steht ein Sinn erfülltes Leben. „Letzteres kann ich erreichen, indem ich mich für höhere Ideen, Organisationen oder andere Menschen einsetze“, erläutert der Psychologe. In internationalen Studien hat sich gezeigt, dass sich Menschen am glücklichsten fühlen, wenn sie ihr Leben nach allen drei Faktoren ausrichten können.

Und das dicke Bankkonto? Geld macht langfristig nicht glücklich, außer man lebt in materieller Armut. Vergleicht man verschiedene Untersuchungen unter diesem Aspekt, kommen alle Studien zu demselben Ergebnis. „Im Mangelbereich spielen materielle Güter eine Rolle für das Glücksempfinden. Dann zum Beispiel, wenn ich nicht weiß, ob ich am anderen Tag etwas zu essen habe. In dem Fall macht Geld tatsächlich glücklich“, so der Glücksforscher. „Wenn ich mir aber um meine Grundversorgung keine Sorgen mehr machen muss, ist es für mein Glücksgefühl nicht so wichtig, ob ich einen oder fünf Kühlschränke habe.“

Text: Julia Christ 

Positive Psychotherapie

Die Positive Psychotherapie arbeitet mit den Stärken des Menschen. Diese Methoden hat zum Ziel, die Fähigkeiten der Menschen zu entfalten. Begründet wurde die Positive Psychotherapie 1968 von dem Wiesbadener Psychotherapeuten und Neurologen Prof. Dr. med. Nossrat Peseschkian. Wir fragten den Mediziner, Buchautoren und Träger des Bundesverdienstkreuzes, wie sich diese Therapieform von anderen unterscheidet und wie sie zu mehr Lebensglück beitragen kann.

Wozu brauchen wir die Positive Psychotherapie? Es gibt doch schon so viele psychotherapeutische Schulen.
Die Positive Psychotherapie verfolgt einen ganzheitlichen und einen Kultur übergreifenden Ansatz. Während viele psychotherapeutische Schulen oft gegeneinander kämpfen, ist bei der Positiven Psychotherapie eine Zusammenarbeit der verschiedenen Schulen möglich. Es geht nicht einseitig um die Krankheiten und die Störungen, sondern auch um die Fähigkeiten, Möglichkeiten, Chancen und Werte eines Patienten. Das Wort „positiv“ wird oft missverstanden, es heißt nicht, etwas durch die rosarote Brille zusehen. Vielmehr leitet es sich vom lateinischen „positum“ ab, also das Ganze zu sehen. Das, was der Mensch an Störungen hat, sind Regressionen, das sind Stolpersteine. In der Positiven Psychotherapie arbeiten wir nicht nur mit den Stolpersteinen, sondern auch mit den Progressionen eines Patienten, mit seinen Edelsteinen.


Was ist denn das Positive an einer Krankheit?
Jedes Krankheitsbild hat neben Schmerz, Trauer, Leid, Schmerzen auch einen Sinn, eine Funktion, positive Aspekte. Das Positive einer Depression zum Beispiel ist, mit tiefster Emotionalität auf Konflikte zu reagieren. Das gibt Hoffnung. Jede dunkle Nacht hat ein helles Ende.

Wie muss man sich eine solche therapeutische Sitzung konkret vorstellen? 
 
In der Positiven Psychotherapie lernen die Patienten in fünf Stufen sich selbst zu helfen. In den Sitzungen erzählen wir den Patienten Geschichten, Parabeln und Lebensweisheiten. Dazu schreibt der Patient als Hausaufgabe einen eigenen Text, eine eigene Sichtweise. Dadurch öffnet sich das Tor zur Phantasie, zur rechten Gehirnhälfte. Die Patienten kommen in Kontakt mit ihrer Energie und mit ihren Ressourcen.

Und das funktioniert bei Schlafstörungen ebenso wie bei Depressionen?
Ja, diese Therapie kann bei 100 Krankheiten angewendet werden. Dazu zählen Asthma oder Rheuma, aber auch Angststörungen, Magersucht oder Depressionen. Qualitätsstudien konnten den Erfolg dieses Modells nachweisen. In der Regel brauchen die Patienten nicht mehr als 15 bis 20 Sitzungen dieser Kurzzeittherapie.

Gelangen Ihre Patienten auch zu mehr Glück und Lebenszufriedenheit?
Ja, Störungen und Krankheiten sind oft auf eine Einseitigkeit im Leben zurückzuführen. Es gibt aber vier Hauptqualitäten des Lebens: 1. der Körper mit seinen Sinnen, 2. Leistung (Berufsleben), 3. das Sozialleben (Kontakt), sowie 4. die Phantasie, die Zukunftsplanung und die Frage nach dem Sinn des Lebens. Das Ziel unserer Therapie ist es, die Energien in alle diese vier Lebensqualitäten zu investieren. Durch die Balance dieser Bereiche wird der Mensch glücklicher, nach dem orientalischen Spruch: Das Glück kann man nur festhalten, wenn man es weitergibt.

Das Interview führte  Julia Christ .